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Die Klosterpforte

Das Gebäude ist 1704 erstellt worden. Es diente der Klosteranlage als Eingangsbereich.

An keiner Stelle gab es eine weitere Zuwegung. Über die räumliche Nutzung gibt es keine konkreten Angaben.

Erst der Königliche Landbau-Inspektor zu Osnabrück, Wellenkamp, hat ein Inventarium veröffentlicht, welches da lautet: Von dem klösterlichen Pfortenhaus zu Kloster Oesede nach dem Bestande vom 5. September 1865 revidiert beim Abgange des Klostergutpächters Pohlmann aus der Pacht: am 17. August 1867.

 

In der weiteren Beschreibung lautet es dann: An beiden Giebelseiten befinden sich Anbauten, von diesen ist nur der östlich gelegene Eigentum Königlicher Klosterkammer, derselbe ist von eichenem Fachwerktafeln und ein s. g. Schleppdach mit Ziegeleindachung.

 

Der westliche Anbau, mit dem Abort ist von dem ehemaligen Förster Weber aus eigenen Mitteln hergestellt und von dessen Angehörigen an den derzeitigen Mieter Haunhorst verkauft. – Die Durchfahrt ist gepflastert.

Die einzelnen Räumlichkeiten werden dann jeweils als z. Zt. (1867) genutzte Wohnräume erläutert.

In den Unterlagen ist zu lesen, dass der Förster David Weber, am 26. Juli 1803 unmittelbar nach der Aufhebung des Klosters  zunächst als Forstaufseher  beeidigt worden ist. Später dann wurde er am 20. August 1808 von der Königlich Westfälischen Forstverwaltung als gehender Förster zu Kloster Oesede ernannt. Er heiratete am 26. November 1807 Philippina Maria Franziska Schürmann. Sie wohnten in der Klosterpforte.

 

Hier  wohnte außerdem ab ca.1906/1907 ein sehr berühmter Schriftsteller des Osnabrücker Landes, Arthur Gläser. Von ihm stammt der Roman „Wind vor Tag“. Der Volkskundler und –dichter Heinrich Riepe schreibt, dass Gläser einer der bedeutendsten Schriftsteller des Osnabrücker Landes gewesen ist; und das dieses vermutlich sehr wenigen hier in seiner Heimat bekannt gewesen sein muss. Von ca. 1906/1907 lebte er bis zu seiner Dienstzeit im Krieg 1914/18 mit seiner Mutter und Geschwistern in der Klosterpforte. Er schrieb s. Zt. für bedeutende Zeitschriften. Arthur Gläser starb dann 1951 in Berlin-Charlottenburg.

 

Wie lange vor der Klosterpforte eine Klause in Verbindung mit einem Wegekreuz gestanden hat, ist nicht bekannt. Vermutlich musste es um ca. 1870 den Standort verlassen, weil der Straßenausbau – heutige L 95 – stattgefunden hat. Die Klause hatte als Standbild den

 

Hl. Nepomuk. Der Verbleib ist nicht mehr zu klären. Das Wegekreuz hatte inzwischen mehrere Standorte und ist jetzt seit dem 19. Mai 1979 am Laubbrink aufgebaut.

 

1928 erwarb der Kaufmann Konrad Petersmann das Gebäude, welches er als Mietobjekt nutzte.

 

Viele Jahre und über mehrere Generationen lebte hier die Familie Duram, die zweitweise eine Schankwirtschaft in Verbindung mit einem kleinen Lebensmittelladen betrieben haben.

 

Mit Hilfe des damaligen Stadtdirektors, Dr. Hermann Janning, wurde am 13. Juni 1988 der Förderverein zur Erhaltung der Klosterpforte  gegründet. Dies fand in der Bevölkerung eine gute Resonanz. Er hat dann mit viel Aufwand und tatkräftiger Hilfe von den Freunden aus dem Heimatverein im Frühjahr 1990 begonnen die Klosterpforte zu renovieren. Für Wohnzwecke war es zu diesem Zeitpunkt schon etliche Jahre nicht mehr genutzt worden und somit seit geraumer Zeit dem Verfall überlassen.

Viele Mitglieder des Heimatvereins machten sich an die Arbeit. Unterstützung erhielten sie von Behörden wie z. B. dem Landkreis, Fördermaßnahmen des Arbeitsamtes für Eingliederung von Langzeitarbeitslosen Bürgern, Stiftungen der Sparkassen und Volksbanken, Klosterkammer – nicht zuletzt von der Stadt Georgsmarienhütte und auch Privatpersonen sowie Kloster Oeseder Handwerksbetriebe beteiligten sich in starkem Maße.

 

Nur die „Außenhaut“  blieb was sie war. Die Arbeiten waren sehr vielfältig!

 

Der Aufwand betrug insgesamt ca. 1,2 Mio. DM.

 

Unserem Architekten, Herrn Wolfgang Poggemann, muss hier Lob gezollt werden für seine Übersicht und Kenntnis, die erforderlich waren, um dieses Objekt umsetzen zu können.

Nach dreieinhalbjähriger Bauphase war es dann soweit, am 10.Sept. 1994 war das „Werk vollendet“.

Hier erhielt der Grundsatz der Vereinsgründer volle Gültigkeit:

Die Vergangenheit geht verloren, wenn sich niemand um den Erhalt unseres kulturellen Erbes kümmert! 

Mitglied im Heimatverein aus Liebe zur Heimat!

 

Heute werden die Räumlichkeiten der Klosterpforte vom Heimatverein Kloster Oesede und dem Heimatbund genutzt. Durch die Veranstaltungen wie Kürbisfest oder die jährlichen Ausstellungen steht das Haus auch immer wieder der Öffentlichkeit zur Verfügung und  ist aus dem Ortsbild von Kloster Oesede nicht mehr wegzudenken. 

 

Seit dem 29.09.2012 bietet die Stadt Georgsmarienhütte Trauungen in den Räumlichkeiten der Klosterpforte an.

Das Landesamt für Denkmalpflege achtete s. Zt. sehr darauf, dass die „Vergangenheit nicht verwischt wurde“. Gerade in den Folgezeiten hat der HV diese Grundsätze stark geschätzt und geachtet, was uns die Zukunft bringt, muss die Entwicklung der Gesellschaft zeigen.

In einem Aufsatz über die geschichtliche Entwicklung einer Landgemeinde steht:

 

„Nur wer die Heimat nicht liebt und die Heimat nicht ehrt,

ist ein Lump und des Glücks in der Heimat nicht wert!“

 

Fortschritt ist sicherlich eine unabdingbare Notwendigkeit, jedoch darf auch die Vergangenheit und Tradition nicht „bei Seite geschoben“ werden.      

Eigene Erinnerungen an das Leben in der Klosterpforte um 1960 und aus den Erzählungen meiner Mutter

Lorsch, den 20.8.2014

Meine Mutter Anni Figaj, geb. Hartlage, kam am 24.4.1934 als letztes von sieben Kindern des Hüttenarbeiters Franz Hartlage und seiner Frau Maria, geb. Unland in der Klosterpforte zur Welt. Franz Hartlage war  ( 1956)  mein Taufpate. Meine Eltern gingen dann nach Köln, wo wir groß wurden, 1972 zog meine Familie in das südhessische Lorsch, auch eine alte Klosterstadt und Weltkulturerbe.

Damals, ab 1958 bis etwa 1966, verbrachten wir die Ferien oft bei unseren Großeltern in Borgloh und in Kloster Oesede. Mein Großvater in Borgloh war Bergmann auf der Zeche Kronprinz. Die Kindheit in beiden Dörfern, vor allem auch in der Klosterpforte,  ist mir dauerhaft in Erinnerung geblieben.

Franz Hartlage, geboren am 10.4.1885 in Malbergen, war Hüttenarbeiter in GM-Hütte. Er geriet am 18.5.1917 in französische Kriegsgefangenschaft und dort als  Arbeiter zu Bauern. Lange nach Kriegsende und erst im dritten Fluchtversuch gelang ihm um 1919 die Rückkehr nach Osnabrück, zu Fuß und größtenteils auf sich allein gestellt. Das hat er uns Enkeln noch vor seinem Tod erzählt. Sein Vater, Johann Heinrich Hartlage, geb. 1850, und sein gleichnamiger  Großvater ( 1822) stammten aus Wellingsholzhausen und waren Heuerlinge.

Franz Hartlage heiratete nach seiner Rückkehr Maria Unland ( geboren 1899) und zog nach Kloster Oesede . Auch unter ihren Vorfahren waren Heuerlinge. Die Familie lebte in Kloster Oesede und zog auf Wunsch von Franz Hartlage vor der Geburt ihrer jüngsten Tochter, meiner Mutter, 1934 in die obere rechte Wohnung der Klosterpforte, wo sie ihre fünf Jungen und zwei Mädchen großzogen.

Die Wohnverhältnisse waren äußerst bescheiden. Nach meiner Erinnerung gab es bis etwa 1963 überhaupt kein fließendes Wasser  innerhalb der Pforte. Meine Großmutter holte das Wasser in Eimern aus einem Wasserhahn, der außerhalb des Hauses an der Gartenseite war. Im Winter mußte diese Zapfstelle ständig tropfen, damit sie nicht einfror. Unterhalb einer tiefen Fensterlaibung zur Gartenseite war der Spülstein  der Wohnküche, das Abwasser floß durch ein Fallrohr in den Garten und versickerte dort. Der Abort war damals außerhalb des Hauses in einem separaten Häuschen. Elektrisches Licht war vorhanden, die Leitungen lagen natürlich auf Putz. Durch die dicken Mauern war das Gebäude immer kühl, was auch seinen Vorteil hatte. Lebensmittel wurden in einer von der Wohnküche aus zu öffnenden, inneren halbhohen und nicht begehbaren Kammer gelagert.

Da in dieser Zeit meine Großeltern die Wohnung nur noch allein mit ihrem kriegsversehrten Sohn Adolph bewohnten, hatten mein Bruder und ich ein eigenes Schlafzimmer, wenn wir zu Besuch waren. Das Zimmer war im rechten Anbau der Pforte gelegen. Aus dem Fenster konnte man die Königstraße hinunterschauen, ich glaube bis zu einem Bahnübergang. An das Pfeifen des Triebwagens erinnere ich mich noch. In meiner Erinnerung war diese Straße damals noch nicht asphaltiert.

Um vor allem die Winternächte erträglich zu machen, wurden gewärmte Ziegelsteine vor dem Zubettgehen unter das Plumeau gelegt. Unter dem Bett stand der Nachttopf. Einen Fernseher gab es noch nicht, das Radio stand in einer der Fensterlaibungen der Wohnküche. Nur dieser Raum wurde beheizt und hier spielte sich wie damals üblich das gesamte Leben ab. Im ersten Durchgangszimmer, früher ein Schlafraum, dann ein Paradewohnzimmer, stand wohl auch ein Kohleofen mit Kamin-Anschluß an den hinter der Wand liegenden Küchenherd. Ich kann mich aber nicht erinnern, daß dieser Raum jemals genutzt wurde, geschweige denn, daß der Ofen gefeuert wurde. Der Fußboden in diesen Zimmern des Anbaus war nicht auf dem Niveau des Fußbodens in der Wohnküche, die im Originalbestand der Pforte lag und stieg im Schwellenbereich des Durchgangs deutlich an. Die Zimmerwand war entsprechend dick, da es ja die ursprüngliche Außenwand der Pforte war.

Nach vorne hin , auf der anderen Seite des Flures, war das Mädchenzimmer für meine Mutter und ihre ältere Schwester. Es hatte das Fenster rechts oben. Vom Flur aus führte eine Leiter auf den nicht bewohnten Dachboden, der dick mit Stroh ausgelegt war.

Der Garten der Klosterpforte war unter den Mietern, den Familien Duram, Hartlage und einer Flüchtlingsfamilie ( davor wohnte unten rechts eine Familie Pitzer) aufgeteilt. Es war ein Nutzgarten alter Art : Salat, Blumenkohl, Erbsen,und Bohnen, Porree, Möhren und Beerensträucher. Es gab eine kleine Rasenfläche und vor allem immer auch Blumenbeete; später für die Enkel eine Schaukel irgendwo zwischen Beeten und Holzhackplatz. Kartoffeln wurden in einem weiteren auswärtigen Garten und auf zwei kleinen Äckern angebaut, dafür war der Nutzgarten zu klein. Es gab einen mächtigen Pflaumenbaum, dessen Äste bis an das Küchenfenster heranragten, und die Erwachsenen konnten aus dem Fenster heraus pflücken.

Wäsche hing ständig überall im Garten herum, sie wurde in einem Waschhaus im hinteren Garten gekocht. In einem gemauerten Stall hinter dem rechten Anbau hielt mein Großvater früher zwei Schweine. Es gab einen Kaninchenstall. Ein paar Hühner liefen auch herum. Früher hielt man auch eine Ziege. Durams, die den linken Teil der Klosterpforte auf beiden Stockwerken bewohnten, hatten sogar eine Milchkuh, die zum Weiden die Königstraße auf und ab geführt wurde und dort den Grünstreifen abfraß.

 Einmal im Jahr, wenn es gefroren hatte, wurden Schweine geschlachtet. Das besorgte Franz Duram, der war Schlachter und Sohn des verstorbenen Gastwirtes. Er hatte im 1. Weltkrieg ein Bein verloren, sein Holzbein wurde nach seinem Tod unter dem Waschzuber verfeuert. Die Schweine ahnten ihr Schicksal und quiekten. Mein Großvater war dann den ganzen Tag außer Haus, er konnte es nicht mit ansehen, wie seine Schweine, die er ein Jahr lang gefüttert und auch regelmäßig geweidet hatte, geschlachtet wurden. Das Abkochen geschah in den gleichen Zubern, in denen auch die Wäsche gekocht wurde. Großmutter rührte das Blut. Anschließend wurde die Schweine  links in der großen Diele der Klosterpforte mit Stahlseilen an den mächtigen Eichenbalken aufgehängt. Wenn es zu warm wurde, stand eine Tropfschüssel unter ihren Nasen auf den Specksteinfliesen.

Hinter dem Haus, Richtung Bahnlinie, waren ein großer Baum und daneben eine Vogelvoliere in einem weiteren umzäunten kleinen Gartenstück, das der Flüchtlingsfamilie gehörte. Vor dem Haus war rechts auch ein kleiner schmaler Vorgarten, den sie mitnutzten, mit weißen Johannisbeeren und Stachelbeersträuchern. Die waren noch von Pitzers angelegt.

Unter dem Dach ( es gab keine Gauben damals) züchtete mein früh verstorbener Onkel Adolph Brieftauben. Wenn sie dann nicht mehr reisefähig waren, wurden sie geschlachtet. Täubchen waren immer Festessen für uns Kinder, lieber noch als Hühner.

Die eigentliche Pforte war nicht unterkellert, lediglich ihre beiden Anbauten rechts und links. Vom Garten aus gesehen der linke Keller gehörte im vorderen Bereich meinen Großeltern. Man gelangte durch einen vor das Haus gemauerten schrägen Einstieg hinein, der mit einer grünen Flügelklapptür verschlossen wurde. Der hintere Bereich des Kellers gehörte den Flüchtlingen, da gelangte überhaupt kein Tageslicht hin. Dieser Keller war uns Kindern äußerst suspekt. Hier lagerten das Eingemachte und vor allem die Kartoffeln. Die Großmutter hatte einen ständigen Vorrat von 300 Gläsern mit allem Möglichen, worauf sie sehr stolz war. Kartoffeln waren in drei Kategorien eingeteilt: kleine, große und die für die Schweine.

Die Familie war auch zu meiner Zeit noch weitgehend Selbstversorger, gekauft wurde nur das Nötigste. Anders als bei meiner Großmutter in Borgloh kann ich mich nicht an Einkäufe in Kloster Oesede entsinnen, außer an Besorgungen von Frischmilch, Butter und Brot. Auch die Wurst war eingemacht. Wenn überhaupt besorgte Oma alles Nötige bei Frau Duram, die unten im Haus einen Laden hatte. Hier gab es aber außer Käse keine Frischware, sondern eben alles, was haltbar war: Salz, Zucker, Nudeln, Reis.

An den täglichen Kneipenbetrieb Duram habe ich keine Erinnerung mehr, nur daß es einen Schankbetrieb gab und daß es vor allem während der Kirmes dort hoch her ging. Es gab einen Laubenanbau mit Lehmfußboden, wo dann Biertische und Bänke standen. Die Laube wurde dann mit Birken geschmückt. Das Karussell stand ganz früher immer vor dem rechten Tor der Klosterpforte, direkt am Haus; der  damalige Marktplatz war noch ein Eichwald, an dessen Rand eine Milchbank stand.

 In der Diele der Klosterpforte waren Mauerscharten, durch die nach der Erzählung meiner Großmutter früher die Mönche das Brot an Arme und Bettler gereicht hätten. Eine der Scharten war der Stammplatz der Sichel meines Großvaters. Die beiden Heiligenfiguren links und rechts der Pforte, Benedikt und Scholastika, waren während des Krieges aus ihren Nischen herausgenommen und eingelagert worden. An ihrer Stelle standen zwei Tonvasen in den Nischen.

Später kam noch fließendes Wasser in die Wohnungen, die Toiletten waren aber immer noch außerhalb, sie wurden unten in der Diele installiert. Franz Hartlage starb 1970 im Alter von 84 Jahren an den Folgen eines Treppensturzes im Haus. Die Stiege hinauf in den ersten Stock der Klosterpforte war sehr steil. Bis zu seinem Tode war er rüstig und fuhr noch mit seinem Fahrrad durch Kloster Oesede. Meine Großmutter Maria Hartlage verstarb 1977.

 Nicht nur für uns Kinder, die damals in der Großstadt aufwuchsen, war das damalige Leben in der Klosterpforte noch sehr mittelalterlich. Aber für uns Kleinen war es geheimnisvoll und manchmal unheimlich. Vor allem allein durch die immer dunkle Diele zum Häuschen zu müssen. Aber es war zu Hause und wir haben uns immer darauf gefreut nach Kloster Oesede zu den Großeltern zu fahren.

Thilo Figaj

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